COVID-19 ist noch nicht überstanden. Doch mit bereits drei zugelassenen Impfstoffen und weiteren elf, die sich in der letzten Testphase vor der Beantragung einer Zulassung befinden, deuten zumindest ein Ende der Pandemie und damit der einschränkenden Maßnahmen an. Wie sieht die Zukunft auf dem Büroimmobilienmarkt nach Corona aus? Lesen Sie die Einschätzung von Axel Drwenski, Head of Research bei KGAL.
Die einbrechende Flächen- und Investitionsnachfrage, ausbleibende, gestundete oder reduzierte Mietzahlungen und andere negative Entwicklungen stellten und stellen noch so manches Geschäftsmodell in der Immobilienbranche infrage. Insbesondere die Frage nach der Notwendigkeit von Büronutzungen der Zukunft wird immer wieder diskutiert.
Unsere Antwort darauf ist simpel. Das Büro hat Zukunft, auch wenn die Arbeit aus den eigenen vier Wänden künftig eine größere Rolle spielen wird als vor der Pandemie. Wir gehen in unserer strategischen Betrachtung davon aus, dass ein nennenswerter Teil der Büroangestellten zukünftig häufiger mobil arbeiten wird. Die dadurch frei werdenden Flächen werden allerdings kurzfristig durch einen Mehrbedarf an Kommunikationsflächen und die Notwendigkeit größer Abstände absorbiert.
Der Anteil der Büroangestellten, die mobil arbeiten, wird langfristig sicherlich steigen, aber wie uns die vergangene Dekade zeigt, bedeutet ein hoher und steigender Anteil an Menschen, die zu Hause arbeiten, nicht per se, dass der Büroimmobilienmarkt in eine Abwärtsspirale gerät. Den zukünftigen Bedarf oder die zukünftige Bedeutung des Büromarkts anhand der postulierten Veränderung eines einzigen Parameters ("Zunahme der Homeoffice-Quote") vorherzusagen, blendet aus, dass die Flächennachfrage von vielen Faktoren, insbesondere aber durch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst wird.
Ein Blick in die Vergangenheit bestätigt diese Sicht: Bereits vor Corona wurde das mobile Arbeiten immer populärer, ohne sich in der Flächenumsatzstatistik sichtbar niederzuschlagen. So stieg der Anteil der Bürobeschäftigten, die im Homeoffice arbeiteten, zwischen 2006 und 2018 von rund 37 auf 46 Prozent. Gleichzeitig wurden im selben Zeitraum jedes Jahr mehr Büroflächen in Anspruch genommen und vom Markt absorbiert. Im Durchschnitt der betrachteten Jahre wurden rund 826.000 Quadratmeter mehr durch Anmietungen vom Markt absorbiert, als durch Neubauten oder ablaufende Mietverträge dem Markt zur Verfügung gestellt wurden.
Sollte der Büroimmobilienmarkt jedoch in den kommenden Jahren über die Erwartungen hinaus unter Druck geraten, wird die Immobilienwirtschaft auch damit umzugehen wissen. Beispielsweise kann durch weniger Neubauten oder die Umnutzung obsoleter Büroflächen ein Überangebot entschärft werden. Investitionen auf dem Büroimmobilienmarkt sind daher weiterhin ratsam. Insbesondere in Immobilien, die durch eine gute Lage und lange laufende Mietverträge bestechen.