Re-Use und Wiederverwendung von Baustoffen soll die CO2-Bilanz eines Hauses verbessern. Deshalb achten immer mehr Investoren auf eine solche ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft. Außerdem könnte die Ressourcenwende auch das Wachstum der Bauwirtschaft ankurbeln.
Kasper Guldager Jensen stellt die Zukunft des Bauens vor. Im dänischen Dorf Lisbjerg plant der Gründer von GXN den Bau von 60 Sozialwohnungen. Dabei wird viel Wert auf die Baumaterialien gelegt. Denn etwa 90 Prozent der verwendeten Baustoffe sollen wiederverwendbar sein.
Zwar bestehen die baulichen Hauptkomponenten der Gebäude weiterhin aus Beton, jedoch können die Betonelemente allesamt in Betonrecycling umgewandelt werden. Ziel dabei ist es, dass die Materialien nach Nutzung in ihren biologischen oder technologischen Kreislauf zurückgelangen.
Das Projekt, an dem rund 60 Firmen beteiligt sind, soll eine Botschaft an den Bausektor sein, der enorme Ressourcen verschlingt. Allein in Deutschland fallen 200 Millionen Tonnen Bauschutt im Jahr an. Laut Umweltbundesamt werden über 90 Prozent wiederverwertet – aber meist nur minderwertig wie etwa im Straßenbau. Dabei sind besonders Rohstoffe wie Sand knapp.
Die Immobilie wird zur Werkbank
Die Auswahl der Materialien ist entscheidend, denn recyclingfähige Gebäude müssen sortenrein und schadstofffrei sein. Wenn auf diese Weise gebaut wird, dann bedeutet Nachhaltigkeit kein Verzicht mehr und es sind drastische Kostensenkungen möglich.
Bei Baustoffen, die jahrelang in einem Gebäude bleiben, seien andere Finanzierungs- und Wiederverwertungsmodelle nötig, so Jensen. Profitieren könnten etwa Recycling- und Reparaturfirmen, aber auch Banken, Versicherungen, Investoren oder Handelsplattformen. Die Drittverwendbarkeit, also der Multi-Use, garantiert auch eine flexible Nutzung durch Möglichkeiten der Nachvermietung.
Ideen stoßen an Grenzen
Für Kreislaufmodelle brauche es vereinte Kräfte, denn die logistischen Herausforderungen sind enorm. Die Industrie müsste sich stärker mit Stadtplanern und Architekten, Bauherren und Investoren austauschen. Zusätzlich müssten die logistischen Strukturen angepasst werden, um genutzte Materialien einzusammeln, zu recyceln oder wiederzuverwerten. Ein weiterer Punkt sei die Schadstoffbelastung: Häufig finden sich in der Bausubstanz jahrzehntealter Häuser heute in Verruf geratene Chemikalien oder gar Schimmel. Auch seien Verbundmaterialien kaum zu trennen.
Vorbildlich ist das Projekt auch in anderer Hinsicht: Einer der größten Hebel, um die Klimabilanz zu verbessern, ist es, statt neu zu bauen Objekte zu sanieren. Denn die im Tragwerk enthaltenen Baustoffe sind für erhebliche CO2-Emissionen verantwortlich. Auch recycelte Materialien verbessern die Klimabilanz nicht automatisch. Für die Aufbereitung ist oft viel Energie nötig, die häufig noch fossilen Ursprungs ist.