Die Farbe Grün ist auch bei Immobilien schwer in Mode. Investoren stecken Milliarden in Gebäude, die besonders umweltfreundlich sein sollen. Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Faktor beim Bau neuer Gebäude.
Bürogebäude sind mit Abstand am grünsten und werden im Vergleich zu anderen Gewerbeimmobilien am häufigsten mit Green Building-Zertifikaten ausgezeichnet. Green Buildings sind ausgerichtet auf das Bewahren des Ökosystems sowie den Nutzen für Mensch und Gesellschaft. Es berücksichtigt also die Wechselbeziehungen zwischen dem Menschen, seiner gebauten Umwelt und den Ökosystemen. Der Anspruch ist es, künftigen Generationen eine lebenswerte und intakte Welt zu hinterlassen.
Im August 2018 verpflichteten sich 19 Metropolen, ab 2030 ausschließlich klimaneutrale Neubauten in ihren Stadtgrenzen zu genehmigen. Zu den Unterzeichnern dieser „Net Zero Carbon Buildings Declaration“ zählen Städte wie Stockholm, New York, Toronto oder Tokio – aus Deutschland ist nur die 156.000-Einwohner-Stadt Heidelberg dabei.
Dabei wird das umweltfreundliche Bauen auch in Deutschland seit geraumer Zeit immer populärer. Die Energiewende im Immobiliensektor gilt als Schlüssel zum Erreichen der Pariser Klimaziele. Entsprechend ehrgeizig fördert die Bundesregierung den Um- und Neubau von Immobilien. Der Blick in die Portfolios offener Immobilienfonds zeigt zudem: Grüne Gebäude sind bei Investoren gefragt. Seit dem Jahr 2013 ist die Zahl der Objekte mit einem der etablierten Green-Building-Zertifikate signifikant gestiegen, zeigt eine Analyse der Fondsratingagentur Scope für 14 offene Immobilienfonds. Auch das Volumen nachhaltiger Immobilien-Investments hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. Waren 2013 gerade einmal 20 Prozent der Fonds als nachhaltig deklariert, sind es mittlerweile mit 53 Prozent mehr als die Hälfte.
Nachhaltige Immobilien gelten als zukunftssicher
Immobilieninvestoren erhoffen sich von der Investition in nachhaltige Gebäude mehr als nur ein ruhiges Gewissen. Wer bei der Auswahl der Objekte auf Nachhaltigkeit achtet, kann die Rendite seines Portfolios steigern (Quelle: Catella, 2017). Demnach lassen sich für nachhaltige Gebäude höhere Mieten durchsetzen, weil die Immobilien vor allem Mieter mit guter Bonität anziehen. Außerdem können Investoren die Gebäude meist zu einem höheren Preis verkaufen als Immobilien mit einem höheren ökologischen Fußabdruck. Einer der Gründe laut Studie: Käufer müssen damit rechnen, dass sich die energetischen Vorgaben für den Gebäudebestand in Zukunft deutschlandweit verschärfen werden. Nachhaltige Immobilien gelten deshalb als zukunftssicherer als konventionelle Gebäude.
Welche Kriterien Gebäude erfüllen müssen, damit sie mit dem Zusatz „nachhaltig“ werben dürfen, ist bislang nicht einheitlich geregelt. Manche Projektentwickler verstehen darunter nur die Energieeffizienz, andere schließen soziale Kriterien mit ein. Orientierung bieten Gütesiegel wie zum Beispiel das US-amerikanische Siegel LEED (Leadership in Energy and Environmental Design). Es bewertet die Nachhaltigkeit von Immobilien mithilfe eines Punktesystems in den Stufen Basis, Silber, Gold und Platin. Die Experten schauen sich zum Beispiel an, wie umweltfreundlich das Gebäude errichtet wurde und wie effizient die Ressource Wasser innerhalb der Immobilie genutzt wird. Auch der Wohnkomfort fließt in die Bewertung mit ein.
Auch Akustik und Luftqualität spielen eine Rolle
In Deutschland ist das Siegel der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) am weitesten verbreitet. Die Organisation bewertet die Nachhaltigkeit von Gebäuden anhand von sechs verschiedenen Bewertungsfeldern. Neben der Ökobilanz und der Ressourcennutzung beim Bau schauen sich die Prüfer unter anderen auch die Akustik und Luftqualität in den Räumen an, bewerten, wie gut die Verkehrsanbindung ist und wie kinderfreundlich die Anlage konzipiert wurde.