Die deutschen Innenstädte sind überlastet. Die Wohnungsknappheit wird immer mehr zu einem Problem, sodass so manche Architekten mit kreativen Ideen um die Ecke kommen: Parkhäuser sind die neuen Penthouse-Wohnungen. Laut einer Studie der TU Darmstadt und des Pestel-Instituts könnten durch das Umrüsten mehr als eine Million neue Wohnungen gebaut werden.
Wie ein Parkhaus zum Wohnhaus wird
In Deutschland hat dieser Trend schon vor einigen Jahren begonnen. Das Parkhaus wird saniert und oben drauf setzen die Eigentümer zwei oder drei Stockwerke mit Wohnungen. So ist es auch in Köln geschehen. Das sanierungsbedürftige Parkhaus einer Unternehmensgruppe in der Kölner Innenstadt wies eine zu geringe Auslastung auf. So suchte man einen Projektentwickler, dem hier eine qualitativ hochwertige Aufstockung des aus dem Jahr 1967 stammenden Baukörpers gelingt. Ein Architektenbüro entwarf hierzu ein Konzept: Auf dem Parkhausdach folgte die Aufstockung in zwei bzw. drei geschosshohen Riegeln der Gebäudekontur, sodass ein begrünter Innenhof als Ruhezone und privater Freiraum entsteht. So wird ein unbelebter Fremdkörper aus der Nachkriegszeit neu erfunden und trägt zur Lebendigkeit der Stadt bei. 31 Wohnungen von 70 m² bis 200 m² mit 43 eigenen Stellplätzen entstehen über dem verbleibenden Parkgaragen-Betrieb mit nun 250 Stellplätzen.
Studie zeigt neuen Wohnraum auf
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp – doch durch diese Lösungen wird gezeigt, dass in den Innenstädten noch Platz ist, meinen Experten. Für neue Wohnungen sollten Parkhäuser, Discounter und Bürogebäude im Blick behalten werden. Zu finden sind diese „Narben der Stadtentwicklung“ auf den Dächern der Stadt, wie Studienleiter Karsten Tichelmann sagt: „Einstöckige Supermärkte mit großen, asphaltierten Parkplätzen, pragmatisch gestaltete Parkhäuser mitten in der Innenstadt, anspruchslose Zweckbauten mit Büros und Geschäften. Wenn man sie klug aufstocken, leere Gebäude und Parkplätze besser nutzen würde, könnten mehr als 1,2 Millionen Wohnungen gebaut werden“, sagt Tichelmann – ohne einen Quadratmeter neues, teures Bauland.
Oft lägen Supermärkte und Parkhäuser sehr attraktiv mitten in der Stadt, sagt er und fragt sich: „Warum werden diese kostbaren Flächen freigehalten?“ In der Regel könne man die Wohnungen darauf relativ teuer vermieten: guter Ausblick, Sonne, moderne Ausstattung. Zudem ließen sich gerade Parkhausdächer gut begrünen, da sie viel Last aushielten – hier könnten etwa Kindertagesstätten entstehen.
Die gesamte Studie lesen sie hier.